Ans Meer - zu Pferd


Geritten und geschrieben von unserer lieben Freundin Sabine Keller.

 

Ich bin wieder zu Hause in Mechernich. Wieder einmal war ich mit den Pferden unterwegs:

 

Angefangen in Den Helder an der Nordsee vor drei Wochen, habe ich mit meinen beiden Mangalarga Marchador-Stuten Isis und Marenga eine heutzutage sehr ungewöhnliche Reise durch die Niederlande gemacht. Sehr langsam- Schritt für Schritt.

 

Eine Fortbewegung im Rhythmus der Pferde. In einer Welt, in der dies nicht mehr vorgesehen ist. Es gibt unzählige Hindernisse, die Pferde nicht passieren können: Schranken, enge Barrieren, steile Treppen mit offenen Stufen, Wildroste etc. Dann gibt es da noch den Fährmann der Autofähre über die Maas in Kessel, der mich nicht mitnehmen will. Noch nicht einmal versuchen darf ich es. Dabei kennen alle meine Pferde Fähren und sind vor 12 Jahren auch schon einmal von genau dieser Fähre mitgenommen worden. Das bedeutet 12 km Umweg für mich und die fast zweistündige Durchquerung der Stadt Roermond mit den Pferden und nur mit Hilfe einer Autokarte 1:200.000.

 

Aber man wächst mit den Problemen, die es irgendwie zu lösen gilt.

 

Es gibt viele freundliche Menschen, die helfen wollen und sei es nur durch eine nette Geste zum Aufmuntern. Sie stellen mir fast jeden Tag eine Wiese oder etwas Heu für die Pferde über die Nacht und Wasser zur Verfügung. Fast immer bekomme ich auch ein Abendessen angeboten. Alles unangemeldet und meistens gratis. Bei so einem langen Ritt kann man keine Übernachtungen vorher planen. Irgendwann am Nachmittag oder Abend fängt man an, nach gutem Futter für die Nacht für die Pferde zu suchen und vor Ort jemand nach Gras oder Heu zu fragen. Man selbst ist Nebensache. Hauptsache, die Pferde werden satt. Ich habe ja Zelt, Schlafsack und Isomatte dabei und kann überall schlafen. Wenn es viel regnet, ist man auch froh, irgendwo unter einem Dach anstatt im Zelt schlafen zu können. Selten bekommt man angeboten, in einem Bett bei den Leuten im Haus zu schlafen. Schön ist es, wenn man irgendwo Bekannte hat so wie die drei Mangalarga Marchador-Züchter in den NL, die ich von den Freundschaftstreffen des Mangalarga Marchador-Vereins (www. EAMM.de) her kenne und unterwegs besucht habe. Es sind dann immer schöne Abende und man freut sich auf ein Wiedersehen.

 

Sie interessieren sich für uns und unser Vorhaben und oft folgen lange Gespräche am Abend. Als kleines Dankeschön schenke ich besonders netten Leuten ein selbstgesammeltes vierblättriges Kleeblatt. Eine nette Geste – die meistens gut ankommt. Ich erzähle vom Geist des Wanderreitens, von meinen Erlebnissen unterwegs.

 

Da gibt es genug: Die ältere Dame, die mich nach dem Abendessen beim Abschied ganz fest drückt und meinte, ich wäre ihr sympathisch. Als einzige Fremde bisher dürfe ich jetzt auch bei ihr im Haus übernachten. Eigentlich sollte ich in einer dreckigen Scheune schlafen (das Zelt wollte ich wegen dem tagelangen Dauerregen nicht aufbauen).

 

Oder die Vollblutzüchterin, der ich am Ende des ausgewiesenen Privatweges in die Arme laufe. Oh je! Sofort weist sie mich ärgerlich auf den verbotenen Weg hin. Aber als ich anstatt mich darüber zu ärgern höflich um Wasser für die Pferde bitte, ändert sich ihr Gesichtsausdruck. Eigentlich wollte ich nur den kleinen Fluss mit Hilfe des Privatweges überqueren und habe den ansonsten fälligen Umweg von fast einer Stunde gescheut. Letztendlich kann ich sogar bei ihr übernachten mit Abendessen und sie will gar nichts dafür haben. Nur eine Postkarte vom Atlantik.

 

Der atlantische Ozean bei Biarritz an der französisch-spanischen Grenze war das Ende eines 9-wöchigen Wanderrittes 2015. Alleine mit Isis und Marenga. Von zu Hause in der Eifel (Westdeutschland) losgegangen, habe ich ihn trotz aller Widrigkeiten erreicht.

 

Ein tolles Erlebnis, es geschafft zu haben. Waren es in 2015 die Satteldruckprobleme bei Isis und vor allem die letzten drei Wochen im Süden mit Temperaturen von täglich 40 Grad im Schatten (= 50 bis 60 Grad in der erbarmungslosen Sonne, denn Schatten gab es so gut wie gar nicht), dem damit verbundenen Futtermangel und die eigenen körperlichen Probleme mit einer unterwegs zugezogenen heftigen Lebensmittelvergiftung mit völliger Entkräftung, so gab es 2014 andere Probleme.

 

2014 habe ich meinen ersten großen Wanderritt gemacht. Bisher war ich dreißig Jahre lang (seitdem ich mein erstes eigenes Pferd habe) ein- oder zwei Wochen unterwegs und auch nur mit einem Pferd. Aber immer ohne Begleitfahrzeug – alles Gepäck am Pferd und meistens auch ohne vorher ein festes Nachtquartier zu haben. Die Orientierung erfolgt althergebracht mit Kompass und Karte. Oft eine Karte mit Maßstab 1: 50.000; manchmal hatte ich aber auch nur eine Autokarte 1:200.000. Mit ein bisschen Erfahrung geht auch das.

 

Nun hatte ich im Frühjahr 2014 die Idee, nach Süden zum Mittelmeer zu reiten. Ein Jahr zuvor hatte ich bei einem Ritt bei Leuten übernachtet, die zwanzig Jahre zuvor ebenfalls eine Wanderreiterin für eine Nacht aufgenommen haben. Diese war mit einem Isländer vom Oberbergischen (D) zum Mittelmeer unterwegs und hatte nach ihrer Ankunft dort eine Postkarte geschrieben, die die Leute sogar noch hatten! Die Idee, es nach zu machen und mit dem Pferd ans Meer zu reiten, war jetzt in meinem Kopf und ließ mich nicht mehr los.

 

1.400 km waren es bis Saintes Maries de la Mer in der Camargue. Dies war nicht allein mit einem Pferd zu schaffen. Auf jeden Fall nicht mit meiner nur 1,48 m großen Mangalarga Marchadorstute Isis (geb. 2006). Also musste ihre ebenfalls bei mir geborene Vollschwester Marenga (geb. 2009) als Packpferd mit. Das gab dem Ganzen eine neue Dimension. Wie bepackt man ein Packpferd? Welche Ausrüstung nimmt man auf so einer langen Reise mit? Fragen, die mir in Deutschland keiner konkret beantworten konnte. So musste ich vieles selber ausprobieren und meine eigenen Erfahrungen machen. Ich wollte auf jeden Fall nicht mit einem Packsattel aus Amerika, sondern mit zwei hier gut angepassten Reitsätteln reiten. Gut bewährt hatten sich bisher auch die Christ-Lammfellschabracken und die wasserdichten und robusten Taschen und Säcke der Fa. Ortlieb. Verzurrt wurde alles mit Packriemen mit kleiner Metallschnalle (nicht aus Plastik, die rutschen durch!). Die sind robust, lassen sich sehr fest ziehen und gehen auf Knopfdruck sofort wieder auf. Viele Teile der Ausrüstung stammen nicht aus dem Reitgeschäft, sondern hochspezialisiert aus dem Trekkingladen. Gutes ist zwar teuer, hat sich aber besonders im Dauereinsatz und unter schwierigen Bedingungen gut bewährt. Manches habe ich per Zufall entdeckt: Dass z.B. Mähnenspray mit Silikon jeden Morgen vorbeugend vor dem Socken anziehen auf die Füße aufgetragen besser zur Vermeidung von Blasen am Fuß hilft als das übliche Blasenpflaster etc. Auch zur Verhinderung von Scheuerstellen beim Pferd hat es sich gut bewährt.

 

Mitgenommen habe ich auch immer ein gutes Zelt (leicht, aber trotzdem geräumig und dicht mit stabilem Boden) und eine leichte, aber trotzdem warme Isomatte. Für die Pferde nehme ich einen mobilen Elektrozaun einschließlich kleinem mit Taschenlampen betriebenen Weidezaungerät mit. Oft findet man für die Nacht etwas Gras für die Pferde, aber keinen Zaun drum herum. Es hat sich auch bewährt, 10 mobile Zaunpfosten anstatt der 4 laut Standardausstattung des Wanderreitersets

 

mitzunehmen. Denn im Süden ist das Gras karg und trocken, sodass man eine größere Fläche benötigt, um die Pferde halbwegs satt zu bekommen über Nacht. Und die Pferde fressen viel. Schließlich laufen sie auf den langen Ritten zwischen 25 km (in 2014) und 30 km (in 2015 und 2016) täglich; die Pausentage alle ca. 1,5 Wochen bereits abgezogen. Und Kraftfutter gibt es nur selten. Tagsüber gibt es alle zwei- bis drei Stunden eine Fresspause. Meistens richte ich mich dabei weniger nach der Zeit, sondern nach dem Futter. Wo schönes Gras wächst und es keinen stört, dürfen die Pferde so lange fressen, bis das Gras abgefressen ist oder sie unruhig werden und weiter wollen. Das ist meistens nach ¼ bis ½ Stunde der Fall. Wenn ausreichend Raufutter in Form von Gras oder Heu da ist, benötigen Isis und Marenga auch gar kein Kraftfutter. Nur von zu Hause mitgenommene Mineralbrekkies gibt es täglich. Kraftfutter für unterwegs habe ich noch nie mitgenommen. Es ist zudem sehr schwer.

 

Die ersten eigenen Pferde waren Andalusier. Sie waren auch sehr freundliche Pferde, sind aber zu stark aufs Aussehen und Dressurveranlagung gezogen und nicht auf Ausdauer. Außerdem waren insbesonders die beiden P.R.E.-Stuten, die ich vor den Marchadores hatte, sehr langsam und unbequem in der Bewegung. Zudem musste ich sie ständig treiben, damit sie überhaupt vorwärts gingen. Das ist auf Dauer sehr anstrengend. Da habe ich mich wieder an die Mangalarga Marchadores erinnert, die ich vor einigen Jahren kennen gelernt hatte und mir eine zweijährige Marchadorstute gekauft. Aus ihr habe ich Isis und Marenga gezogen.

 

Überhaupt laufen Isis und Marenga immer zügig, sehr trittsicher und mühelos. Zudem äußerst bequem für den Reiter, so wie es typisch für diese brasilianische Gangpferderasse ist. In Brasilien gibt es über 400.000 eingetragene Mangalarga Marchadores mit vollen Papieren. In ganz Europa leider nur ca. 700. Es ist an der Zeit, dass sich dies ändert!

 

Die Marchadores kommen auch mit der Hitze und dem unterwegs nicht immer vorhandenen Wasser besser zurecht als viele andere Rassen. Im Winter stehen sie bei mir im Offenstall ohne Probleme. Mit Gepäck gehe ich zur Schonung der Beine auf dem zumeist harten Untergrund fast nur Schritt und langsame Marcha. Die Pferde laufen wie ein Uhrwerk. Auch nach über 1.500 km geht Isis am liebsten in einer Geschwindigkeit von 7,2 km/Stunde. Ich muss sie immer zurückhalten, schon von Fohlen an. Isis ist ein ausgesprochenes Powerpaket, aber dabei stets leichtrittig, aufgeweckt, freundlich und sehr menschenbezogen. Genau wie ihre Vollschwester Marenga. Marenga ist ein wenig langsamer (6,5 km/Stunde), aber dafür ein ausgesprochenes Energiesparmodell. Hatte ich anfangs den Elektropaddock nachts halb/halb aufgeteilt, so bin ich bald dazu übergegangen, Isis 2/3 und Marenga 1/3 zu geben. Und Marenga hat stets am Ende jeder langen Reise noch einen kleinen Speckbauch…

 

Mein Tierarzt sagt, die meisten Pferde stehen sich kaputt und haben Wohlstandskrankheiten wie die Menschen. Bei mir haben die Pferde das Glück (oder Pech), dass sie viel laufen müssen. Und gelaufen sind z.B. Isis und Marenga schon viel zusammen:

 

2014 von der Haustüre in 10 Wochen 1.768 km zur Camargue und danach am Mittelmeer entlang bis zum Fuße der Pyrenäen kurz vor der spanischen Grenze. Eine Freundin hat mich dabei mit ihrem Friesenmixwallach Niko und ihrem Hund Mila begleitet.

 

2015 von der Haustüre in 9 Wochen 1.625 km bis nach Biarritz am Atlantik.

 

Und 2016 umgekehrt von der Nordsee aus in 620 km bis nach Hause.

 

Außer Husten sind sie dabei nie krank gewesen. Der Tierarzt sagt, bei fieberlosem Husten wäre Bewegung und frische Luft am besten. Und davon gab es ja reichlich… Zu Hause angekommen war der Husten auch ohne Medikamente wieder verschwunden.

 

Dieses Jahr (2016) habe ich das Gepäck einmal gewogen: 27 kg bei Marenga und 10 kg bei Isis einschließlich Regenzeug etc. sind in den Packtaschen. Das ist nicht viel. Schließlich benötige ich nicht so viele Lebensmittel. Ich bin ja in Europa unterwegs mit vielen Geschäften und hilfsbereiten Leuten und nicht in der menschenleeren Wildnis Kanadas. Dafür nehme ich lieber etwas mehr Medikamente und Verbandszeug mit, denn ein Tierarzt ist z.B. in Frankreich nicht so einfach zu bekommen.

 

Marenga eignet sich besser als Packpferd als Isis und so tausche ich nur in Notfällen. Isis hat zudem mehr Kraft. Reiten und zu Fuß gehen erfolgt abwechselnd. Ca. 1/3 bis 1/2 der Strecke gehe ich zur Entlastung zu Fuß, was in 2014 zu einer riesigen Blase ungeahnten Ausmaßes unter meiner Ferse führte.

 

Ein Problem ist der Hufschutz: Grundsätzlich lasse ich die Pferde vorher mit 10 mm dicken Eisen und vier Widiastiften pro Huf beschlagen. Aber dieses Jahr in den NL mussten Isis Vordereisen bereits nach zwei Wochen und 400 km erneuert werden. Sie hätten nicht mehr bis nach Hause gehalten. Aufgrund der vielen Gräben und Kanäle konnte ich in den NL bis auf wenige Ausnahmen (z.B. die Naturschutzgebiete Hoge Veluwe und De Meinweg) nur auf Fahrradwegen und kleinen Strassen reiten. Alles Asphalt oder Beton. Zum Glück hat sich in den NL schnell ein hilfsbereiter Schmied gefunden. Das war in Frankreich anders. Dort gab es große Probleme, neu beschlagen zu lassen. In der Regel sind nach 5 Wochen oder ca. 800 km neue Hufeisen fällig. Ein Schmied hat in Frankreich Schweisspunkte anstatt Widiastifte verwendet: Das Eisen ist in nur 2 ½ Wochen papierdünn zerbrochen!

 

In Frankreich gibt es auch so gut wie keine Fahrradwege. Oft findet sich kein unbefestigter Weg und man ist gezwungen, mit den breiten bepackten Pferden am Fahrbahnrand zu reiten. Gefährlich ist dies besonders bei Flussüberquerungen, die häufig nur auf einer stark befahrenen Bundesstraße möglich sind. Es kommt oft vor, dass die Lkw-Fahrer rücksichtslos sind und uns fast um fahren, ohne Abstand zu halten. Es ist am ungefährlichsten, die Pferde auf den Brücken im Trab bzw. in der Marcha so nebeneinander laufen zu lassen, dass die Fahrbahn dadurch kurzfristig gesperrt wird für die übrigen Fahrzeuge.

 

Überhaupt ist der Verkehr das Gefährlichste an so einer Reise zu Pferd. Gelegentlich erschrecken sich die Pferde vor z.B. Hunden, die erst dann laut kläffend gegen das Blechtor springen, wenn die Pferde schon vorbei sind. Die Pferde können sie nicht sehen und machen einen Satz auf die Strasse.

 

Sie gehen zwar nicht durch und gehen danach auch ruhig weiter, aber wenn genau in diesem Moment ein Auto kommt…

 

Nachts braucht man dagegen keine Angst zu haben. Ich bin noch nie überfallen worden in dreißig Jahren Wanderreiten. Man muss nur die großen Städte weiträumig meiden und darf nicht das Zelt in Sichtweite der Strasse aufstellen.

 

Um so einen langen Ritt machen zu wollen, braucht man zuerst Mut zum Beginnen. Dazu Stärke, es überhaupt durchzustehen trotz aller Schwierigkeiten und natürlich auch Erfahrung und Glück.

 

Aber wie schön ist es, mit den Pferden unterwegs zu sein. Man bekommt eine sehr enge Beziehung zu seinen Pferden. Und diese folgen mir überall hin. Es ist nicht einfach, die Stadt Amsterdam mit all ihrem Lärm, Verkehr und den vielen Menschen fast vier Stunden lang zu durchqueren. Auch die Überquerung des Flusses Waal (vorher Rhein genannt) in Nijmegen auf der Eisenbahnbrücke ist schwierig, da die Züge nicht gerade im Schritttempo in nur drei Meter Entfernung vorbeifahren. Aber die Pferde bleiben ruhig – sie sind inzwischen absolut verkehrssicher geworden. Sie vertrauen mir als Führer. Und ich weiß, auf welches Risiko ich mich einlassen kann und was unmöglich ist mit den Pferden.

 

Alleine fühle ich mich nie! Schließlich sind die Pferde immer bei mir. Irgendwann kennt man sich so gut, dass es einem vorkommt, als ob sie reden könnten…

 

Es wäre z.B. beim Einkaufen praktischer, wenn ein Mitreiter die Pferde in der Zeit festhalten könnte. Es ist nicht immer einfach, etwas zum Anbinden zu finden (die Pferde können sich beim nebeneinander Anbinden gegenseitig jucken und dabei die Halfter ausziehen, sie dürfen kein Auto beschädigen können, nicht in die Fahrbahn ragen etc.). Aber mit einem Mitreiter kann es auch zwischenmenschlich zu Problemen führen, wenn z.B. das Tempo und die Belastungsgrenze zu unterschiedlich sind. Bei kurzen Ritten fällt dies nicht so auf, aber bei sehr langen Ritten wird es schwierig. Im Laufe der dreißig Jahre Wanderreiten habe ich so viel Erfahrung gewonnen, dass ich es vorziehe, zumindest bei den langen Ritten alleine unterwegs zu sein. Einsteigern kann ich aber nur empfehlen, zumindest zu zweit loszuziehen. Es ist empfehlenswert, sich neben der Orientierung mit Karte und Kompass auch mit Giftpflanzen, Pferdekrankheiten, Erster Hilfe und Pferdefütterung auszukennen. Das wichtigste ist aber das (Selbst-) Vertrauen.

 

Es ist nicht so einfach, zwei Pferde gleichzeitig in manchmal sehr schwierigen Situationen zu händeln. Auch das Handpferdereiten will vorher geübt sein. Nicht erforderlich ist es, ein spezielles Konditionstraining fürs Pferd als Vorbereitung auf einen Wanderritt zu machen. Eine gesunde normale Reit-Grundkondition reicht aus, da ja nur Schritt geritten wird. Die Muskeln werden durch die gleichmäßige Bewegung unterwegs von selber aufgebaut. Ein guter Reiter merkt von selbst, wenn es zuviel für sein Pferd wird und wird entsprechende Pausen einlegen bzw. rechtzeitig aufhören. Das Pferd sollte zumindest fünfjährig und - ganz wichtig - gewohnt sein, stets gelassen zu bleiben.

 

Wanderreiten ist zwar körperlich unheimlich anstrengend, aber Balsam für die Seele. Da ist auch noch die Schönheit der Natur, die man hautnah genießen kann. Das schönste sind aber immer die Begegnungen mit den Menschen unterwegs. Die Pferde öffnen die Türe zu ihren Herzen.

 

Es ist schade, dass ich wieder zuhause bin. Gerne wäre ich weiter geritten. Nicht für die Long-Rider-Gilde (sehr lesenswert, siehe www.thelongriderguilt.com), denn da bin ich nach zwei Ritten über 1.000 Meilen/1.600 km sowieso schon Mitglied, sondern für mich alleine mit den Pferden.

 

Aber es gibt ja noch ein nächstes Jahr – der Weg ist das Ziel !!!