Unterwegs mit Leonie & Heinz Frese

 

 

Wierschem -

Traumpfad oder Alptraum?

 

03. - 06.04.2015

 

 

Die ganze Woche vor Ostern ... tagelang starker Regen mit Orkanwarnung. Am Karfreitagmorgen, da wo unsere Reise beginnt, beruhigt sich das Wetter. Ziel ist dieses Mal die Voreifel, Moselnähe, das Gebiet um das Elzbachtal. Die Burg mit den vielen Zinnen und Türmchen, die auf dem alten 1000-DMark-Schein abgebildet war.

 

Unser Urlaubsort heißt Wierschem, das letzte Dorf auf dem Zuweg zur Burg. Die Pension hatte die Anreise ab 15 Uhr angegeben. So habe ich überlegt, auf dem Weg dorthin, einen Umweg einzuplanen und in der Eifel noch den Traumpfad - Wacholderheide – zu bereiten. Die Bewertung des Schwierigkeitgrades wird mit leicht angegeben. Naja, dann können die Pferde und wir keinen Muskelkater bekommen.

 

Wir erreichen die angegebene Anfahrt. Das Hinweisschild zeigt in eine kleine, steile Straße. Nein, die können wir nicht nehmen, zu eng und zu steil. Also fahren wir die Landstraße, auf der wir uns befinden, weiter. Doch jetzt beginnt das Chaos: Die schmale Straße führt in Serpentinen krass, steil bergauf. Dummerweise werden wir von entgegenkommenden Motorradfahrern ausgebremst, sodass wir unseren Schwung verlieren und nicht vor, aber auch nicht zurück kommen. Es ist eng, steil und unübersichtlich. Die Kupplung läuft heiß, der Motor fängt an zu Qualmen. Mit letzter Kraft retten wir uns in eine Kurve der Serpentine, wo ein kleiner Weg einmündet. Schnell laden wir die Pferde aus und binden sie 50 Meter weiter an einen Baum. Das Gespann können wir so nicht stehen lassen. Wenden geht nicht, also kurz stehen lassen und vorsichtig die letzten steilen Kurven fahren und am nächsten Parkplatz abstellen. Eine geeignete Stelle befindet sich allerdings erst einen Kilometer weiter. Nun muß die Kupplung erstmal abkühlen.

 

Ach ja, die Pferde warten ja auch noch angebunden im Wald. Wir nehmen die Trensen mit und laufen los. Nach einer Weile erreichen wir Falko und Seneca. Falko wurde gesattelt verladen. Senecas Sattel liegt jedoch im Kofferraum. Können wir es wagen, die Wacholderheide, die ja nicht weit entfernt ist, zu bereiten?  Eigentlich habe ich Seneca weder auf dem Reitplatz noch im Gelände jemals ohne Sattel geritten. Das glatte Fell gibt keinen Halt. Probieren geht über studieren. Den dicken Anbindestick binde ich ihr um den Hals. Von einem Holzstapel gleite ich auf den Rücken. Und schon geht’s los. Im rasanten Schritttempo reiten wir 12 Kilometer bergauf und bergab. Der Traumpfad - Wacholderheide - ist lohnenswert, ... jedoch nicht die Anfahrt.

 

Vorsichtig fahren wir zu unserem eigentlichen Urlaubsort Wierschem, ein kleiner Ort im Gebiet von Münstermaifeld. Hügelige Ackerflächen und waldige Täler mit Bachläufen. Die Pension gibt uns ein Zimmer welches direkt auf die schöne Graskoppel mit Boxen blickt.

 

Samstagmorgen, nach leckerem Frühstück, starten wir ins Elzbachtal, welches nur einige Kilometer entfernt ist. Auf Wiesenwegen reiten wir zum Bach, der idyllisch zwischen den Bergen gelegen ist. Im Sommer nur handtief, hat sich das Gewässer durch die wochenlange Regenperiode in einen reißenden Gebirgsbach verwandelt. Die Wanderwege kann man nicht benutzen, sie führen über schmale, glitschige Holzbrücken. Um zu unserem Ziel der Burg Pyrmont zu gelangen, muß man mehrmals den Eltzbach an mehreren Furten durchreiten. Der Weg führt immer am Wasser entlang. Vorsichtig reiten wir ans Wasser. Es sprudelt und ist stark reißend. Die Pferde sind aufgeregt. Sie gehen ins Wasser. Wir bewegen uns gegen die Strömung. Durch dicke Gesteinsbrocken entstehen starke Strudel. Die Pferde können nicht sehen wohin sie treten. Haflinger Falco steht bis zum Bauch im Wasser. Wir atmen auf, als wir das rettende Ufer erreichen. Nach jeder Bachbiegung folgt wieder eine Furt. An der Löffelmühle verlassen wir den Weg und reiten bis zum Pyrmonter Wasserfall, der im Schatten der Burg liegt. Ein toller spannender Ritt. So etwas haben wir zuvor noch nicht erlebt.

 

Sonntagmorgen planen wir unser neues Ziel für diesen Tag. Hilfsbereit erklärt uns der Seniorchef, selbst vor Jahrzehnten Reiter und Züchter, wo ein besonderer, schöner Ausblick auf das Moseltal liegt. Wir schauen vom Hotel westwärts, wo eine gerade Kette von Bäumen am Horizont zu sehen ist. An einer Stelle  ist diese Kette unterbrochen. Er sagt: "Genau an diesem Ort dort bin ich in zwei Stunden und dann zeige ich Euch noch ein paar schöne Ausblicke". Skeptisch schauen wir uns an. Wie lange brauchen wir bis zum Horizont? Zumal wir wieder den Eltzbach durchqueren müssen.

 

Der Wasserstand hat schon etwas nachgelassen und die starke Strömung ebenfalls. Aus dem Tal winden sich die Wege zu der Hochebene wo unser Treffpunkt liegt. Plötzlich sehe ich die langezogene Baumreihe mit der Lücke. Dort steht schon der Wagen unseres Gastgebers. Ich sage: "ich reite schon mal voraus" und lasse die Stute flotter gehen. Heinz und Falko jedoch wollen sich nicht beeilen. So reite ich die letzten 500 m mit Seneca alleine. Bald erreiche ich den älteren Herrn und grüße. Er sagt zu mir: "Hallo. Meine Pensionsgäste wollen zu zweit mit ihren Pferden zu diesem Treffpunkt hierher kommen. Aber ich wette mal, das schaffen die nie". Ich dachte an die Fabel vom Hase und Igel und sagte: "Ich bin aber schon da …übrigens, mit Brille wäre das nicht passiert". In der Zwischenzeit ist auch die fehlende Hälfte der Gruppe (Heinz auf Falco) angekommen.

 

Über Wiesenwege reiten wir zu den schönen Stellen und genießen den tollen Moselblick und das Lunchpaket. Lustige Sachen machen eben Spaß!

 

 

... Und wenn sie nicht gestorben sind,

... dann reiten sie noch heute …

 

 

12. Mai 2016, Autor: Leonie Frese, Redaktion: Gabriele Eichenberger